Ich halte es ohne sie nicht mehr aus!!!

Was ist das für eine Sehnsucht, die einen da über Jahre immer wieder in einen Sog nach der Exfreundin zieht? Ist es Liebe? Oder was genau ist das? Wenn einen diese Sehnsucht mal wieder überkommt, tauchen sofort Bilder auf, die einem zeigen, welches Glück man mit ihr hatte. Es erscheint so als sei dies die Erlösung jeder Sehnsucht. Diese Bilder in Deiner Vorstellung nehmen bald allen Raum an Gedanken ein und es entsteht der Wunsch, sie unbedingt wiedersehen zu müssen, da sie scheinbar der Schlüssel zur Erlösung sei.

Dem ist aber in keiner Weise so!
Du hast sie vielleicht Monate nicht gesehen, nicht geschrieben oder sonst irgend etwas von ihr vernommen. Von ihr kam in den letzten Jahren bereits gar keine Initiative, Kontakt zu Dir aufzubauen oder ein Wiedersehen zu arrangieren. Sie war einfach nur weg. Die Realität hat also mit Deiner Sehnsucht nichts zu tun und dennoch suggerieren Dir Deine Bilder im Kopf, dass die Erfüllung dieser Sehnsucht das Einzige sei, was wahrer Realität entspricht.

Du schwelgst also weiter in diesen Bildern, was wiederum dafür sorgt, dass sich Deine Sehnsucht weiter verstärkt. Dies sorgt dafür, dass noch mehr schöne Erinnerungen und Bilder in Dir auftauchen. Innerlich wirst Du förmlich aufgeladen mit schönen Sehnsuchtsgefühlen und schon bald machst Du Dich auf den Weg, die Exfreundin zu suchen. Da Du noch in etwa ihre Wege kennst, ist es Dir ein leichtes, ihr entweder über den Weg zu laufen oder einen Ort aufzusuchen, wo ihr beide Zeiten miteinander verbringen könnt.

Dann kommt der Schock.
Sie ist nett zu Dir, freut sich, Dich wiederzusehen, ist aber ansonsten distanziert. Du bist voll auf innere Erlösung programmiert. Sie bemerkt das recht schnell und macht sich vom Acker. Gründe hat sie immer, warum sie gerade jetzt keine weitere Zeit mehr findet. Und dann ist sie weg. Deine Sehnsucht unerfüllt, stürzt es Dich wieder in dieses schwarze, tiefe Loch, das Du schon so oft kennen gelernt hast und verschwindest darin für die nächsten Tage. Manchmal auch länger, je nachdem, wie heftig Du Dir eingeredet hattest, dass sie die Lösung all Deiner Probleme sei.

Nach Tagen kriechst Du wieder aus dem Loch heraus und Dein Leben geht seinen gewohnten Gang. Die Sehnsucht scheint wie weggeblasen und Du bist voller guter Gedanken, was der Tag Dir bringen könnte. Bis…

… die Sehnsucht sich wieder meldet.
Dann geht das Spiel von vorne los.

Es ist ein Spiel!
Und zwar ein Spiel, das Du mit Dir selbst spielst. Du spielst dieses Spiel, weil Du nicht bereit bist, Dich um Dich selber zu bemühen und für Dich zu sorgen. Hättest Du im Tagesablauf einen festen Punkt, wo Du Dich um Deine Bedürftigkeit und dessen Erlösung kümmern würdest, diese schreckliche Sehnsucht nach der Exfreundin hätte keine Chance, mit Dir zu „spielen“. Wärst Du also nicht bedürftig, wären die Gedanken ganz klar und Dir würde es in keinem Fall in den Sinn kommen, die gescheiterte Beziehung, warum auch immer sie misslang, weiterhin als Lösung zu betrachten. Du könntest dann ganz einfach weitergehen.

Aber diese Sehnsucht hat immer noch Macht in Dir. Sie wurde in früher Kindheit bereits in Dir initiiert und funktionierte lange Jahre bestens. Auch wenn Du heute weißt, dass es damals vielleicht eine Übertragung war, die Du einfach übernommen hast, so spürst Du dennoch, dass diese Übertragung stetig in Dir wirkt. Es fällt Dir schwer, Dich um Dich selbst zu kümmern. Du hast „gelernt“, dass erfüllende Momente nur mit einer Partnerin richtig zu genießen seien und wenn keine Partnerin vorhanden ist, Du nicht glücklich sein „darfst“. Diese Programmierung, die leider total falsch ist, sorgt dafür, dass Du Dich schwertust, loszulassen, weil Du es ja immer noch mal gebrauchen könntest. Das gleiche sagen übrigens Messies zu den Sachen, die sie verwahren. „Ich könnte es ja nochmal gebrauchen!“ Meine Mutter war solch ein Messie. Sie sammelte einfach alles. Das hatte nicht nur Nachteile, sondern ab und an auch mal Vorteile. War unsere 30 Jahre alte Klingelanlage defekt, so musste sie nicht neu errichtet werden. Nein, es fanden sich nach tagelangem Suchen in irgendeinem Regal noch diverse Bauteile, um den Schaden zu beheben.

Wie kann es Dir nun gelingen, diese Sehnsucht entweder abzustellen oder wieder richtig zu interpretieren?

Du baust Dir eine Krücke!
Mit einer Krücke meine ich, dass Du Dir bestimmte Regularien schaffst, die Dir bei Aufkommen der Sehnsucht helfen, nicht in den altgewohnten Teufelskreis zu verfallen, der immer im Loch endet.
Eine solche Krücke wäre, dass immer, wenn Du an Deine Exfreundin denkst, dies ein Hinweis ist, Dich mehr um Dich selber zu kümmern. Aber was soll das sein? Womit könntest Du für Dich sorgen?

Es gibt drei Faktoren, die wichtig sind, um Vertrauen aufzubauen:
Zeit, Aufmerksamkeit und Zuneigung

Wenn Du einen Menschen kennen lernst, kannst Du mit diesen drei Faktoren ein gutes Vertrauensverhältnis schaffen. Warum also sollte das nicht auch für Dich selber funktionieren? Kommen also diese typischen Sehnsüchte an die Exfreundin wieder hoch, wäre dies ein Hinweis, dass Du Dir mehr Aufmerksamkeit schenken solltest. In den meisten Fällen ist es damit schon getan.

Ein weiterer Weg, der noch einfacher ist, ist, hinter das Bild der Exfreundin, das Du in Dir trägst, zu blicken. So als würdest Du ihr wie auf ein Papier geklebt, abziehen. Dadurch blickst Du der Sehnsucht direkt ins Gesicht. Und siehe da, sie ist weg. Die Sehnsucht stammt nämlich von Deinem verletzten inneren Kind, was sich mal wieder allein gelassen fühlt. In dem Moment, wo Du Dir die Sehnsucht „ansiehst“, siehst Du auch Dein inneres verletztes Kind. Und mehr will es nicht. Es will gesehen werden.
Denn dadurch fließt bereits Liebe. Dein inneres verletztes Kind möchte geliebt werden. Bekommt es Liebe, zeigt es keine Sehnsucht, zeigt es keinen Mangel.

Nun ist diese Lösung zwar viel leichter als die Erste, aber auch viel intensiver. Ich kenne viele Menschen, die in sich hohe Mauern gebaut haben, nur, um ihr inneres Selbst nicht ansehen zu müssen. Sie vermuten dort nämlich großen Schmerz und Leid, verbunden damit, dem inneren Selbst ins Angesicht zu blicken. Leider fehlt ihnen das Wissen und der Glaube, dass ein Blick auf das innere Selbst in keiner Weise verletzend und schmerzhaft ist. Dieser Aberglaube entsteht allein aus der Gewissheit, dass sie sich durchaus bewusst darüber sind, ihr inneres Selbst lange Jahre verleugnet zu haben und dies müsse nun sicherlich voller Schmerz sein, wenn man sich ihm wieder zuwendet. So verharren sie in der Distanz zu sich selbst und bauen immer höhere Mauern.

In meiner Arbeit mit Klienten durfte ich lernen, dass diese sich nur Schritt für Schritt diesem inneren Selbst nähern können, auch wenn man ihnen den Weg zu sich selbst klar vor Augen führt. Sie lehnten es alle ab. Hier zeigt sich, dass es also nicht darum geht, anderen Lösungen zu zeigen, sondern sie selbst dahin gehend zu begleiten und zu unterstützen, diese Lösungen selbst zu finden.

Kommen wir zurück zur Sehnsucht nach Liebe, nach Zuwendung, nach Geborgenheit und Nähe.
Dies sind alles Werte, die in einer Beziehung mit einem Partner von diesem freiwillig und gern erfüllt werden. Jedenfalls solange es noch gut geht zwischen beiden. Ist man nun getrennt, fehlt es natürlich an diesem erfüllenden Partner. Die Schwierigkeit des getrenntlebenden ist nun, dass er sich diese Werte wieder selber zuführen muss, dass er sich dem Mangel, den in ihm entsteht, zuwenden und es erlösen kann, ohne dafür einen Partner in Anspruch zu nehmen. Dies ist die m. E. die schwierigste Aufgabe, die eine Trennung mit sich bringt.

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